Sonntag, 7. April 2013

Ein Land ohne Schule

Seit einer Woche sind in Dänemark alle Schulen, mit Ausnahme der Gymnasien, geschlossen. Die Kommunen haben ihre Lehrer ausgesperrt. 900.000 Kinder und Erwachsene, sprich Lehrer, sind davon direkt betroffen. Dänemark hat etwas mehr als 5.5 Mio. Einwohner. Kinder haben Eltern und Großelter, die auch betroffen sind, und somit ist gerade das ganze Land betroffen.

Der Streit geht vordergründig um die Verteilung der Arbeitsstunden, daneben steht aber, die von der Regierung gewünschte Umgestaltung des Schulsystems im Raum. Dänemark soll Ganztagsschulen bekommen. Der Konflikt ist dadurch hochpolitisch, vielleicht auch was die Machtverteilung zwischen Regierung und Kommunen angeht. Die Lehrer drohten mit Streik, die Kommunen mit Lockout, das ist wohl ein ganz normales Verhalten im dänischen Arbeitskampf.

Jetzt bekommen die Lehrer erst mal gar kein Geld und Eltern können zusehen, wie sie ihre Kinder betreuen. Ich bin auch nach einer Woche noch total im Schock über diesen radikalen Schritt. An zwei Tagen war unser Kind letzte Woche in der Schule. Da wird die Klasse  normalerweise nicht nur von der Lehrerin, sondern auch von einem Erzieher betreut. Der ist vom Konflikt nicht betroffen und muss deshalb arbeiten und sich strikt neutral verhalten. Vor der Schule begrüßten die Lehrer ihre Schüler, rein durften sie nicht.  Über den Schulhof hüpfte ein Mädchen und skandierte: "Jeg elsker lockout." (Ich liebe Lockout.) Die Erwachsen lachten und hatten Sorgenfalten im Gesicht. Wer nicht die Großeltern einspannen kann, muss sich selber organisieren. Es wird Tauschhandel getrieben, ich nehme dein Kind am Montag und du meins am Donnerstag. Manche nehmen Urlaub oder unbezahlt frei. Viele nehmen die Kinder mit zur Arbeit. Nur einige Kommunen haben das ihren Angestellten untersagt. Man will ja Druck auf die Lehrer aufbauen. Der ist auch da. Fragt sich nur, in welche Richtung dieser Druck sich entlädt.

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