Samstag, 31. März 2012

Liebe deutsche Austauschstudentin,

die Sie letztens glaubten, Sie müssten mal mit zu Hause telefonieren und sich mitten in der vollen Metro darüber auslassen, wie komisch dieses kleine Land und seine Einwohner sind. Ich habe Sie verstanden und nach meiner Einschätzung auch die meisten Dänen, die drumherum standen oder saßen. Sie hätten es auch merken können, an den Blicken und diesem konzentrierten Gesichtsausdruck, den alle Menschen bekommen, wenn sie sich auf eine Fremdsprache konzentrieren. Nein, wir konnten leider nicht weghören.
Zu Ihrer Information: Ca. 70% der Dänen haben mindestens drei bis vier Jahre Deutsch in der Schule gelernt und wer aus dem Süden Jütlands kommt, ist mit deutschem Fernsehen und deutschen Sommertouristen aufgewachsen.  Selbst wenn Dänen sagen, sie können kein Deutsch, sollte man sich nicht sicher sein, dass das heißt, sie verstehen kein Deutsch. In der Regel: Je älter der Däne, desto eher ist es wahrscheinlich, dass er fließend Deutsch spricht.
Keine Angst, ich habe nicht gedacht, Sie sind sonderlich unhöflich, nur verzogen, naiv und unselbstständig, halt das erste Mal von zu Hause weg. Die beiden Däninnen gegenüber haben sich auch darüber amüsiert. Und Ihr Gesichtsausdruck beim Aussteigen war wirklich gut, als mein Mann Ihnen auf Deutsch "einen schönen Tag" wünschte.

Der Unterschied zwischen Jahreszeit und Wetter

Anfang März begann es, die ersten kurzen Hosen ließen sich draußen blicken, zumeist an den Beinen von Joggern oder Radfahrern. Täglich sichtete ich mehr davon. Die Temperaturen waren nur ein bisschen über null. Ihnen folgten die ersten T-Shirt-Träger, die Temperaturen immer noch mehr winterlich als frühlingshaft. Aber sobald es Richtung Frühling geht, lassen sich Skandinavier davon nicht mehr schrecken. Frühlingsanfang geht mit einem Kleiderschrankwechsel einher. Egal ob der Winter noch mal vorbeischaut. Kinder tragen nicht mehr ihre durchgehenden Winteranzüge, sondern werden in gefütterte Regensachen gesteckt, die größeren Mädels wechseln auf leichtere Sommerkleidchen zu Sneakern und Leggins, die ersten Flipflops sind zu bewundern und bei sonnigen 17°C sah ich, eine ca. Zwölfjärige das erste Bad im Kanal nehmen. Sonne heißt raus, mindestens auf den Balkon. Im Park herrscht Hochbetrieb.
Eine meiner Freundin wird morgen zum ersten Mal ihre neuen Sandalen tragen, das machen ihre Schwestern und sie schon seit ihrer Kindheit so, die angekündigten 8°C werden sie auch dieses Jahr nicht davon abhalten. Es steht schließlich Frühling im Kalender.

Dienstag, 20. März 2012

Frühlingsanfang

Die Wildgänse sind pünktlich zurückgekehrt, sie sitzen auf den Weiden, im Park und auf dem Golfplatz und sonnen sich. Angeflogen kamen sie in großen Verbänden, jedoch blieb jeder immer brav bei seinem Reisepartner. Heute kamen auch die roten Stühle in den Park zurück, etwas wild liegen sie auf dem Rasen und warten darauf, dass die Anwohner sie wieder nach Lust und Laune verteilen: Sie auf die Hügelchen schleppen, um die Sonnenuntergänge zu genießen; sie vor den Rutschenhügel stellen, um den Kindern zuzuschauen, sie zum Grillplatz tragen, weil die Sitzgelegenheiten knapp werden. Die Laufgruppen sieht man auch schon wieder häufiger. Wind und Wetter halten die Dänen ja nicht vom Laufen ab, aber jetzt gehen sie das wieder vermehrt organisiert an.

Montag, 5. März 2012

Zeigt her eure Strümpfe ...

Wer bei Dänen eingeladen ist, sollte immer darauf gefasst sein, als erstes seine Schuhe auszuziehen. Das gilt hier als höflich. Wohnungen betritt man eigentlich nur auf Strümpfen, bei Häusern entledigt man sich des Schuhwerks im Eingangsbereich. Wenn viele Gäste gleichzeitig eintreffen, führt das schon mal zu Stau. Was mich immer erstaunt, sind die Handwerker. Im Moment wird unser Block gerade von vielen verschiedenen heimgesucht, da die große Fünfjahresabnahme durchgeführt wird. Alle Handwerker zogen sich brav die Schuhe aus. Der Fenstermensch war Vollprofi, er kam in Schlappen und tauschte vor dem Eintreten seine Draußenschlappen gegen welche für Drinnen.