Mittwoch, 11. Juli 2012

Europäisches Brauchtum

Die Dänen feiern Mitsommer mit Feuer, Bier und ausgelassener Stimmung. Gefeiert wird nicht, wie viele Deutsche denken, am Tag der Sonnenwende, sondern am Vorabend von Sankt Hans, dem 23. Juni. Entlang der Küste sieht man die Feuer leuchten, weshalb es an diesem Abend auch viele Schweden an die Strände zieht, die sich von der anderen Seite des Øresund das Spektakel anschauen. Die Schweden selbst feiern immer an dem Samstag, der in der Zeit zwischen dem 20. und dem 26. Juni liegt. Wenn Sie sich fragen warum, dann bedenken Sie einfach, dass man dabei gerne alkoholische Getränke zu sich nimmt und sehr lange aufbleibt, am nächsten Tag muss man einfach ausschlafen. Die pragmatischen Schweden tun dies immer am Sonntag, dann sind sie am Montag wieder fit für die Woche.

Ungefähr um die gleiche Zeit endet das Examen für die Gymnasiasten. Sie werden studenter (das deutsche Wort hierfür ist Abiturienten, wer an dänischen Universitäten studiert, ist studerende). Und sie bekommen ihr Mützchen, ein Käppchen, wie man es in der "Feuerzangenbowle" sieht und die in Deutschland nur noch bei Burschenschaftlern als Kennzeichnung dienen. In Dänemark trägt sie jeder Abgänger mit Stolz, hinten steht der Name drauf und vorn der der Schule. Gern mietet man sich einen alten LKW, packt Bier und Boxen drauf und macht die ganze Stadt zur Partyzone.

Letztens im Kindergarten traf ich eine Mutter, die von den Färörer stammt, sie studiert hier und hatte gerade ihr zweites Kind entbunden. Ich bewunderte den Kleinen, fragte wie es geht und natürlich fragte ich auch die Rahmendaten ab: Größe, Gewicht, Name. Ich bekam auf alles eine Antwort, nur den Namen des Kindes erfuhr ich nicht. Den gibt man auf den Schafsinseln nämlich erst bekannt, wenn die Familie auf dem Kindsfest versammelt ist oder bei der Taufe des Neugeborenen. Besagter Kleinling blieb sechs Wochen ohne Namen, auch die Eltern benutzen ihn in dieser Zeit nicht, bis die Familie in den Sommerferien heim flog.

Wenn Sie jetzt denken, solche drolligen, rührenden - oder vielleicht denken Sie auch merkwürdigen - Bräuche gebe es nur noch bei kleinen Völkern, dann erzählen Sie doch mal im Ausland von dem Brauch, Kindern zur Einschulung eine Zuckertüte zu schenken. In Dänemark und auch anderswo ist das völlig unbekannt, die deutsche Schule in Kopenhagen lädt extra zum Basteln ein und klärt dänische Eltern vorsorglich über den Brauch auf, damit deren Kinder nicht ohne dastehen.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Unverhofft nostalgisch

Sommer und Seifenblasen ist eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen. Vom Balkon aus habe ich sie in die Welt geschickt und wenn man zu kräftig am Strohhalm zog, dann hatte man für ewig diesen ekligen Seifengeschmack im Mund. Meine Jungs standen letztens mit dem Nachbarkind auf dem Balkon und pusteten im Akkord. Ein ganzes Geschwader von Seifenblasen flog von unserem Balkon in die Welt und irgendwann war ich genötigt Nachschub auszukramen. Ich wurde auch fündig, denn so ein Pustefix wird den Kindern alle naselang zugesteckt. Auf einem klebte noch das Preisschildchen: Schlecker €0,59. Das ist wohl vor zwei Jahren mit uns gereist und jetzt quasi schon ein Stück Zeitgeschichte.