Dienstag, 11. Oktober 2011

Mein neuer Zahnarzt

Für die Kinder war es ganz einfach in Dänemark einen neuen Zahnarzt zu finden. Sie bekamen eine Karte mit einem Terminvorschlag. Die Kinderzahnkliniken sind oft an Schulen angegliedert, und man wird in die nächste vom Wohnort aus eingeladen. Mund auf, Zähne begutachten, zählen, runter vom Stuhl, Geschenk aussuchen, neue Zahnbürste abgreifen, fertig.

Ich musste mir jetzt selber einen neuen Zahnarzt suchen und ab dem 18. Lebensjahr ist das finanziell ein reines Privatvergnügen. Ich habe eine Umfrage im Bekanntenkreis gestartet, einen Termin vereinbart und bin dann brav hingegangen mit weichen Knien und mieser Laune noch dazu verschnupft. Ich habe eigentlich ganz gute Zähne, aber der Zahnstein. Nicht hingehen wäre keine Option gewesen, Terminverpassen ist teuer.

Mein neuer Zahnarzt ist groß, eher sportlich, mit Brille, der typische Däne. Ich bat ihn, mit mir englisch zu reden, er fragte, wo ich herkomme. Ich sagte, dass ich Deutsche sei. Er strahlte und meinte, dann reden wir lieber deutsch. Sein Deutsch ist fließend mit wunderbar norddeutschem Einschlag. Während er zur Zahnreinigung ansetzte, erzählte er mir sein Vater sei Deutscher und in seiner Kindheit wäre er jeden Sommer in Saßnitz gewesen. Mir stand der Mund offen, nicht vor Staunen, während er mir munter von seinem deutschen Cousin erzählte, der jetzt in Schweden lebt, fuhrwerkte er mit seinen Instrumenten in meinem Mund herum. Beim Nachpolieren meiner Kauleisten, erzählte er mir, dass er gerne im Internet die deutschen Mediatheken schaut, auch um im Training zu bleiben und die verschiedenen deutschen Dialekte zu hören. Ich war im Gegenzug etwas schweigsam, abgesehen von kleinen Wimmergeräuschen. Es antwortet sich so schlecht, wenn zwei Menschen mit Instrumentenköpfen in meinem Mundraum zu Gange sind. Aber ich werde wiederkommen, alle halbe Jahre zum Zahnreinigen und Sprachtraining.

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