Freitag, 20. Mai 2011

Winkelemente oder das mit den Fähnchen

Gestern hab ich mit meinem großen Sohn Freunde vom Flughafen abgeholt. Es galt einige Zeit auf dem Flugplatz totzuschlagen, da der Flug zwar pünktlich war, aber das Gepäck verspätet (freundlicher Weise kann man das im Abholbereich von großen Monitoren ablesen). Wir besuchten den Zeitungskiosk und durchstöberten ihn gründlich ohne Erfolg. Beim Rausgehen sah mein Sohn die Flaggen - kleine Papierfähnchen - und bestand darauf, dass wir auch welche bräuchten. Im Abholbereich sah man sie überall, Jung und Alt hielt den dannebrog in der Hand. Keine Blumen, nein überall Stoff- oder Papierfähnchen. Und, er wollte auch eine deutsche Flagge, wir suchten, fanden aber keine, nur eine belgische, die ich ihm aber erfolgreich ausreden konnte. Mit dem Fähnchen zurück in den Abholbereich.

In mir kamen alte Erinnerungen hoch, ich mit Winkelement, nie hätte ich mich freiwillig mit so etwas erwischen lassen. Wir wurden gezwungen, sie am ersten Mai durch die Straßen zu tragen. Mein Sohn dagegen liebt seine dänische Flagge. Er schwenkte sie fröhlich, dann wollte er was trinken und bevor ich mich versah, wurde ich zum Flaggenhalter. War gar nicht so schlimm, vielleicht ist meine Phobie ja noch heilbar.

Freitag, 13. Mai 2011

Apostelpferde

"In meiner Jugend hat man Apostelpferde zu den Beinen gesagt", erzählt mir Fredde. Er ist weit über 80 und wir haben uns beim Spazierengehen im Kongens Have kennengelernt. Besser gesagt, erst hat er meinen kleinen Sohn kennengelernt, dann mich. Wir plauderten ein bisschen in Englisch über die Dänen im allgemeinen, seine Tochter in England und den bedeutungsschweren Namen meines Kleinkindes. Und als er merkt, dass ich Deutsche bin, wechselten er von seinem charmanten Englisch in ein fließendes Deutsch. Jeden Tag geht Fredde spazieren, mindestens eine Stunde, manchmal zwei, das hält ihn fit. Jeden Morgen redet er mit seinen Apostelpferden, die ihn bitten, sie doch heute wieder auszuführen, denn sie wollen ihn so gerne noch ein paar Jahre tragen, aber dafür muss er was tun. Fredde ist erst mit über 60 nach Kopenhagen gezogen, weil seine Frau es sich so gewünscht hat. Seine Frau ist mittlerweile verstorben und Fredde geht alleine spazieren. Vor Ostern hat er zehn Tage seine Tochter in England besucht, aber Gründonnerstag war er wieder zurück. "Ich kann die Frau zu den Feiertagen ja nicht alleine lassen auf dem Friedhof ", sagt er. Er sagt, er werde nach mir und dem kleinen König schauen, wenn er spazieren geht, aber leider vergesse er Gesichter manchmal, das Alter ... Ich verspreche ihm, ihn anzusprechen, wenn wir uns mal wieder über den Weg laufen.

Ich werde die Augen offen halten und das Wort Apostelpferde in meinen Wortschatz aufnehmen.

Donnerstag, 12. Mai 2011

Bedenklich

Das die Rechtspopulisten in Dänemark einen nicht zu unterschätzenden Einfluss haben, haben wir schon bemerkt. Sie sind unter anderem dafür, dass Ausländer, auch wenn sie hier Steuern zahlen, nicht am Sozialsystem teilhaben. Konkret heißt das, dass sich Ausländer privat krankenversichern sollen, keinen richtigen Rentenanspruch erwerben würden und kein Kindergeld beziehen. Die meisten Expats, die wir kennen, würden in einem solchen Fall jedoch die Ausreise erwägen. Wie gesagt, dass ist von diesen Rechtspopulisten nur angedacht und steht auch konträr dazu, dass man überlegt die Steuern für ins Land geholte Arbeitskräfte zu senken und mehr internationale Schulen bauen will. Zusammenzucken lässt einen das aber schon.

Durchgesetzt haben sich die Rechtspopulisten bei der Wiedereinführung der Grenzkontrollen. In ein paar Wochen werden an allen dänischen Grenzen wieder Pass- und Fahrzeugkontrollen stattfinden. Da werden sich die ganzen Pendler aus Schweden, sind ja nur ca. 17.000, aber freuen und die Familien, die am Anfang der großen Ferien nach mehr oder minder "entspannter" Autofahrt endlich die dänische Grenze erreichen. Angeblich will man sich gegen kriminelle Osteuropäer wehren; aber mal Butter bei die Fische: Damit verliert Europa ein Stück Freiheit.

Dienstag, 10. Mai 2011

Alles neu macht der Mai

Vor dem Haus eine Dauerbaustelle: Ein Haus steht, daneben wird noch eins gebaut. Im Moment sind sie gerade bei der Errichtung des Parkhauses. Hinter dem Haus wird der Park umgebuddelt. Neue Drainage, so ganz klar ist es noch nicht, vielleicht bekommen wir auch noch ein paar Hügel. Auf jeden Fall viele Baufahrzeuge und viele Erdhaufen. Im Treppenhaus sind die Maler und unter uns wohnt ein hingebungsvoller Hobbyheimwerker, der nicht von seiner Bohrmaschine lassen kann.

Samstag, 7. Mai 2011

Platz 16

Manche Sachen weiß man besser nicht vorher. In dem schönen Blog von Meike Winnemuth fand ich den Hinweis, dass Kopenhagen auf Platz 16 der teuersten Städte der Welt steht. Da müssen wir uns nicht wundern, wenn wir uns finanziell in unsere Studentenzeit zurückversetzt fühlen. München ist nur auf Platz 40, lächerlich aus heutiger Sicht. Berlin kommt sogar nur auf Platz 74.

"Schatz, lass uns nach London ziehen, die sind nur auf Platz 20."

Freitag, 6. Mai 2011

Kindermund: Kurzzusammenfassung

Mein älterer Sohn und ich unterhielten uns nach dem gestrigen Abendessen über Familienverhältnisse. In meinem Dänischkurs habe ich gelernt, dass oldemor Urgroßmutter bedeutet. Wir sprachen darüber, dass die Uroma die Mama von der Oma ist und die Oma die Mama von der Mama. "Und wer hat mich geboren?" fragt mein Sohn. "Ich hab dich geboren." "Und wer hat lillebror geboren?" "Auch ich." "Dann hast du ganz schön viel Arbeit", resümierte mein Kind. Dem kann ich nichts hinzufügen.

Wort des Tages:

lillebror = kleiner Bruder

Donnerstag, 5. Mai 2011

Definition von Ehe

Im Dänischkurs nahmen wir heute die Familie und alles was damit zusammenhängt durch, gift ist das dänische Wort für verheiratet. Unser Lehrer fragte, wie viele von uns verheiratet wären. Vier von uns meldeten sich.

Ben aus den Staaten meinte: "I dont know, if my wife thinks that it is a gift."
Lehrer: "You know that word also has an other meaning in Danish."
Unsere deutschsprechende Vitnamesin, die Finnin mit Schwedischkenntnissen und ich aus einem Mund: "Poison."
Unser verheirateter Lehrer nickte und grinste.

Da ergeben sich doch ganz neue Wortspielmöglichkeiten für mich, wenn ich die Sprache jemals wirklich richtig beherrsche.