Samstag, 27. November 2010

Sprachverwirrung

"Schatz, ich hab das peperrød gefinished", sagte ich neulich beim Abendessen. Kurze Pause. Ich schaute meinen Mann an. Schweigen. Nein, die unoriginelle Ansprache war nicht das Problem, auch nicht, dass der Meerrettich jetzt alle war, aber drei Sprachen in einem Satz? Immerhin, beruhigte mich Lillibelle, beherrsche ich noch die Grundzüge der deutschen Grammatik und konjugiere meine Verben. Allerdings hat sie mich vor kurzem auch zur Königin der Halbsätze ernannt. In meinem Kopf herrscht sprachliche Verwirrung. Mein Mann ist der Einfachheit halber dazu übergegangen englischen Satzbau und dazu gehörige Bedeutungen ins Deutsche zu übernehmen. Für ihn macht es Sinn, noch drei Stationen mit der Metro zu gehen und er bekommt den Punkt, wenn ich ihm was erzähle. Unser großer Sohn hat auch schon verstanden, dass drei Sprachen besser sind als eine. "Nein, nein", brüllt er seinen Bruder gelegentlich, so dreißig Mal am Tag, an. Erfolgt nicht die gewünschte Reaktion, wechselt er zu: "nej, nej", hilft das auch nicht, kommt: "no, no" und sein universeller Schlachtschrei: "Maaamaa".

Freitag, 26. November 2010

Seltene Gewächse

Am Wochenende kommen Freunde zu Besuch. Sie haben uns, als wir noch Unbekannte waren und sie über zwei Ecken von unserem bevorstehenden Umzug erfahren haben, spontan eingeladen und Rat und Hilfe für alle Lebenslagen angeboten. Wir haben sowohl die Einladung als auch das Hilfsangebot angenommen. Jetzt haben wir sie zum Essen eingeladen. Das Menü: Karotten-Ingwer-Orangensuppe, Schweinebraten (braucht sich keiner wirklich drum zu kümmern, Knoblauch und Rosmarin dazu und den Rest macht der Ofen allein) und Schokoladen-Mousse. Beilagen für den Hauptgang sollen Stampfkartoffeln und Wirsing sein, herbstlich und einfach, mögen Kinder, macht also alle glücklich. Einziges Problem, wir haben noch keinen Wirsing gesichtet. Der riesige Horrorshoppingwunderladen versagt in dieser Beziehung genauso wie die kleinen Supermärkte. Ich konnte jedoch einen auftreiben im Magasin du Nord. Das ist das KADEWE oder das Oberpollinger von Kopenhagen. Der Preis war der Lage angepasst und aus einem bekannten Kohl wurde ein kleiner Exot.

Donnerstag, 25. November 2010

Manöver Schneeflocke

Gestern Abend fielen die ersten Schneeflocken und heute früh erwachten wir in einem Wintertraum. Beim Frühstück lief im Radio "Last Christmas" jetzt kann man es wohl nicht mehr ignorieren: Weihnachten kommt.

Montag, 22. November 2010

Guerilla-Weihnachts-Truppen

Im Park vor unserem Haus hat jemand angefangen die Bäume zu schmücken. In denen direkt vor uns hängen rote Kugeln, Zuckerstangen (aus Plastik?) und kleine Lichter. Weiter hinten steht einer der mit goldenen Kugeln geschmückt ist und daneben tragen zwei Lichterketten, einer hat sogar ein Leuchtrentier. Der Park ist ein öffentlicher Park, kein Privatgelände. Aber ich glaube nicht, dass der Weihnachtsschmuck von offizieller Seite her angebracht wurde. Vielen Dank liebe unbekannte Weihnachtswichtel.

Wort des Tages:
nisse = Heinzelmännchen, Kobold

Mittwoch, 17. November 2010

Mein Sohn, der unbekannte Däne

Mein Kind isst sein Eis am liebsten mit bunten Zuckerstreuseln. Jedes Mal wünscht er sich eine andere Sorte. Wenn er eine Möhre oder einen Apfel will, bestellt er grundsätzlich auf Dänisch. Er sagt Sätze, die ich nicht verstehe und wenn ich ihn bitte, es auf Deutsch zu wiederholen, bekomme ich zur Antwort, er hätte das doch schon gesagt und dann sagt er noch mal den gleichen dänischen Satz. Ich befürchte, er legt sich im Kindergarten auch schon die Kartoffelscheiben auf sein mit Mayonnaise bestrichenes Brot. Wir hatten ja erwartet, dass er sich anpasst, aber so schnell?

Sonntag, 14. November 2010

Die letzte ihrer Art - hoffentlich

Auch die dänischen Mücken scheinen hart im Nehmen zu sein, das miese Wetter macht ihnen nichts. Der November zeigt sich von seiner vertrauten Seite: Sprühregen und unangenehm kalt. Wir haben das nette kleine vegetarische Restaurant in Christiania besucht. Einer der wenigen mir bekannten Orte, an denen man auch in Kopenhagen Bargeld braucht. Haben uns an den brennenden Tonnen in der Pusherstreet gewärmt und sind dann nass und glücklich nach Hause getrottet. Da wartete sie, sie schwirrte vor der Haustür auf der Suche nach vermeintlichen Opfern: Eine fette dänische Mücke. Hoffentlich die letzte für dieses Jahr.

Samstag, 13. November 2010

Vier wichtige Ziffern

Aus aktuellem Anlass hier ein Hinweis für alle zukünftigen deutschen Besucher. Bitte lernen Sie - bevor Sie einreisen - den PIN ihrer Kreditkarte auswendig. Die EC-Karte hilft einem oft nicht weiter und die meisten Geschäfte, Automaten etc. akzeptieren Kreditkarten nur mit PIN-Eingabe. Darf man doch mal unterschreiben, wird man meist auf das damit verbundene Sicherheitsrisiko hingewiesen. In diesem Land zahlen selbst milchbärtige Teenager ihre Zwischendurchsüßigkeiten mit Karte und ohne Karte, Sie wissen ja, ist man kein Mensch.
Eine gerade angekommene Freundin wurde auf ihr Defizit aufmerksam, als sie am Flughafen vorm Fahrkartenautomaten stand. Kurzerhand rief sie ihren Liebsten an, dirigierte ihn durch die gemeinsame, wohlgeordnete Wohnung und ließ sich die Nummer durchsagen. Wenn der Liebste nicht zu Hause gewesen wäre, das Akku alle oder die Wohnung nicht so geordnet...

PS: Schwarzfahren ist nicht wirklich eine Option, die Kontrollen sind verdammt häufig und es kostet 600 kr (ca. €80).

Sonntag, 7. November 2010

Kindergeburtstag überstanden

Eigentlich sollte der Post "Kindergeburtstag auf Dänisch" heißen, bis mir auffiel, wir hatten sechs Kinder am Geburtstagstisch, die fünf verschiedene Muttersprachen haben. Spanisch, Englisch, Deutsch, Färöisch und natürlich Dänisch. Alles hat geklappt und wir können das als Erfolg verbuchen. Die mitgebrachten Eltern unterhielten sich auf Englisch. Denn alle - bis auf die Dänin und der Farörer - finden Dänisch schrecklich schwer, vor allem die Aussprache. Die Dänin gab zu bedenken, dass es eine der schwerst zu erlernenden Sprachen der Welt sei. (Aber seien wir ehrlich, dass glauben wir Deutschen auch von unserer Muttersprache.) Einer der Väter gestand: "Mein Sohn korrigiert mich immer. Er ist der strengste Lehrer, den ich je hatte," der Knirps ist vier.

Freitag, 5. November 2010

Flagge zeigen

Im Gegensatz zu uns Deutschen haben die Dänen einen unbändigen Drang ihre Flagge zu zeigen. Seit 2006 trauen wir Deutschen uns ja wieder bei groß angelegten Ballspielaktionen mit Fähnchen aufzulaufen, aber ansonsten ist das eine Sache für Staatsakte. Hier sieht man immer und überall den Dannebrog in der Kleingartenanlage, vor Einfamilienhäusern, auf Gemüsepackungen. Mal ehrlich, deutsches Obst und deutsches Gemüse in Schwarz-Rot-Gold? Ginge gar nicht, viel zu nationalistisch. Es endet aber nicht in der Gemüseabteilung beim Partybedarf bekommt man neben Fähnchen in allen Größen auch Pappteller, Geschenkpapier, Servietten etc. mit dem weißen Kreuz auf rotem Grund. Im Kindergarten haben sie zum Geburtstag unseres Knirpses einen kleinen Fahnenmast vor dem Gruppenraum aufgestellt und den Dannebrog für das Geburtstagskind gehisst. Sie hatten leider keine deutsche Flagge, meinte einer der Erzieher. War auch nicht nötig, wir waren auch so verwundert gerührt.

Mittwoch, 3. November 2010

Bitte freischalten

Es reicht nicht, dass ich jetzt eine Dan-Kort und den PIN und die Bestellnummer zugeschickt bekommen habe. Nein, ich muss sie auch noch telefonisch oder persönlich in meiner Bankfiliale freischalten lassen. Der andere Ehemensch wurde etwas nervös, weil ich es nicht umgehend machte, aber der Brief sagte, ich habe 21 Tage Zeit. Um sicher zu gehen, bin ich persönlich in meine Bankfiale gefahren. Anders als beim ersten Mal mit einem schlafenden und nicht mit einem schreienden Baby. Nummer ziehen, kurz warten, die Dame am Schalter konnte mir sofort helfen, auch das Online-Banking einzurichten, brauchte nur ein paar Minuten. Ich wartete gemütlich. Neben mir stand ein Herr, der seine Wut nur schwer unterdrücken konnte und von Minute zu Minute macht- und fassungsloser den englischen Ausführungen seines dänischen Bankberaters lauschte. Es kam mir das wohl berühmteste Hamletzitat in den Sinn ... und was es wohl auch meinen könnte.